Rede zur Vergabe des Kritikerpeises am 1. Dezember 2015 in München

Manchmal, immer noch viel zu oft, beschränken sich Kritiken auf die Wiedergabe des Inhalts einer Ausstellung. Wie unsinnig das ist, lässt sich ersehen, wenn man es auf eine Theaterkritik übertragen würde. Gelegentlich gewinnt man den Eindruck, der Rezensent hätte die Ausstellung gar nicht gesehen, sondern sich mit der Lektüre des Katalogs begnügt. Umso mehr Freude bereitet es, Ausstellungskritiken zu lesen, die sich mit Inhalt und Ästhetik auseinandersetzen.

Um sie auszuzeichnen und als Vorbilder herauszustellen, ist der Kritikerpreis ins Leben gerufen worden. Er ist die sinnvolle Ergänzung des Museumspreises, den die kleine Stiftung vergibt, welche meine Frau und ich errichtet haben. Wir wollten damit einfach das tun, was uns besonders am Herzen liegt. Und wir wollten es nicht erst testamentarisch verfügen, um noch selbst sehen zu können, was wir damit anrichten.

Inzwischen ist, um die Organisation zu optimieren, die kleine hbs kulturstiftung in den hbs kulturfonds in der Niedersächsischen Sparkassenstiftung übergegangen. Die Eitelkeit zu überwinden, einer eigenen, selbständigen Stiftung vorzustehen, ist uns leicht gefallen. Sonst hätten wir unsere Namen Heinz und Brigitte Schirnig auch nicht hinter dem Kürzel hbs verborgen.

Dass der Kritikerpreis wie der Museumspreis rasch an Gewicht gewann, ist vor allem denen zu verdanken, die mit Kompetenz und Sorgfalt die Preisträger ausgewählt haben. Für den hbs kritikerpreis 2015 bestand die Jury aus:
Nicola Kuhn, Tagesspiegel Berlin, Feuilleton,
Prof. Dr. Eckart Köhn, Präsident des Deutschen Museumsbundes,
Dr. Friedrich Scheele, Erster Vorsitzender des Museumsverbandes für Niedersachesen und Bremen,
Dr. Sabine Schormann, geschäftsführendes Mitglied des Rates des hbs kulturfonds in der Niedersächsischen Sparkassenstiftung,
Martina Fragge, Mitglied des Rates des hbs kulturfonds in der Niedersächsischen Sparkassenstiftung,
Dr. Heinz Schirnig, Gründer des hbs kulturfonds.

Der Jury danke ich herzlich für ihre Arbeit und Nicola Kuhn zusätzlich für die Laudatio. Dr. Sabine Schormann und Martina Fragge haben wie immer für die perfekte Organisation gesorgt. Herrn Kreye ist als dem Ressortleiter Feuilleton für die Gastfreundschaft im Haus der Süddeuschen Zeitung zu danken.

Nun aber zum Wichtigsten, zur Preisvergabe. In der Urkunde, die ich Ihnen, liebe Frau Vahland, mit großer Freude überreiche, heißt es: "Kia Vahland gelingt es, in ihrer Aausstellungskritik einen weiten Bogen über die Inhalte der Ausstellung zu spannen. Durch ihre ausgefeilte, gut lesbare Sprache macht sie ihren Lesern Lust, die Ausstellung zu besuchen. Neben der Ausstellungsbesprechung überzeugt Vahlands Artikel vor allem dadurch, dass er die Berliner Schau in eine aktuelle museale Grundsatzdiskussion einbettet, Kernpunkte des Konzeptes benennt und gleichzeitig die Ausstellung selbst nicht aus bem Blick verliert."

Das Preisgeld erhalten Sie nicht mit dem immer noch nicht ausgestorbenen, hässlichen, überdimensionalen Scheck. Es befindet sich länsgst auf Ihrem Konto. Herzliche Gratulation!

Heinz Schirnig